Das waren noch Zeiten, als Wäsche weißer als weiß war
Im Winter 2025 von Robert Asam
Das ist ein Text für Menschen, die wissen, dass es einmal ein Telefon mit Wählscheibe gegeben hat, das man nicht mit sich herumtragen und einem deshalb auch nicht gestohlen werden konnte. Ein Text für Ältere. Für alle, die bestätigen können, dass es Fernsehen einmal in Schwarzweiß gegeben hat. Womit wir beim Thema wären. Erinnern Sie sich noch an die freundliche, runde Frau, die uns versichert hat, dass Wäsche auch weißer als weiß sein kann, wenn man das richtige Waschmittel kauft? Oder hieß es, nicht nur sauber, sondern rein? Klementine hieß die Dame. Mit K. Im italienischen Fernsehen versprach uns die Hausfrau vom Dienst, piú bianco non si puó. Das waren noch Zeiten. Entweder nicht nur sauber, sondern rein, oder mehr Weiß geht nicht. Der Marlboro-Cowboy ritt lässig Richtung Sonnenuntergang, und die Kessler-Zwillinge zeigten ihre unendlich langen Beine. Omsa che gambe!
Und heute? Heute erzählt mir eine vorlaute Göre, dass ihr Papi dauernd furzen muss, was dem zwar peinlich ist, aber nur so nebenbei. Er hat schon das richtige Mittel gefunden, damit die Blähungen ein Ende haben. Ein Mann, nicht mehr ganz jung, aber doch attraktiv, kennt ein Mittel gegen Erektionsstörungen. Dann erzählt mir eine – ebenfalls – ältere Dame etwas über Scheidentrockenheit, was mich – ehrlich gesagt – nur am Rande interessiert. Eine Oma hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie. Sie hat sich beim Fußball mit dem Enkel verletzt (sic!). Zum Glück hat sie die richtige Salbe zur Hand und schießt Sekunden später gutgelaunt ein Tor. Weniger gut gelaunt ist die Dame mit dem Inkontinenzproblem. Aber ihre Freundin flüstert ihr die Lösung ins Ohr, und der Yogakurs ist gerettet. Ein Opa kann sich nicht mehr an alles erinnern, zack, schon ist die Oma mit dem richtigen Mittel zur Stelle.
Als schließlich eine Frau auf dem Klo sitzend mir verraten will, warum… bin ich dankbar für den Tipp, stehe auf und nutze ebenfalls die Werbepause, bevor der Film weitergeht. Als ich vom Klo zurückkomme, erklärt ein ergrauter Günther Jauch gerade einer sehr viel jüngeren Frau, dass er seine Medikamente mittels App bestellt. Und Sie werden es nicht glauben, das junge Dummchen wusste nicht, dass es so etwas gibt. Zum Glück ist sie dem alten Knacker begegnet.
Zu Zeiten von Klementine und dem Marlboro-Cowboy wäre es uns nie im Traum eingefallen, während der Fernsehwerbung aufs Klo zu gehen. So gesehen ist dieser Text vielleicht doch auch ein Text für jüngere Leser und Leserinnen, falls sie nicht nur streamen, sondern sich ab und zu auch dem wirklichen Leben zuwenden.