Die Grabmäler von St. Nikolaus
Ein neues Kapitel der Geschichte Merans
Die Grabdenkmäler des alten Meraner Stadtfriedhofes, welche die Pfarrkirche umschließen, sind tief im kulturellen Gedächtnis Merans verankert. St. Nikolaus entstand am Rande der mittelalterlichen Marktsiedlung, am Scharnier zwischen Postgasse und Lauben und somit am Schnittpunkt alter Handelsrouten, die von Ost nach West und von Nord nach Süd verliefen. Der Kirchplatz, der sich an den Felsen des Küchelberges schmiegt, war lange Zeit der Meraner Begräbnisplatz. Erst 1848 wurde er aufgelassen, nachdem der Platz nicht mehr ausreichte. Im Laufe der Zeit kamen Grabplatten aus dem Inneren der Pfarrkirche sowie andere Grabdenkmäler hinzu und zeigen ein vielgestaltiges Bild, das wie ein Querschnitt der Stadtgeschichte wirkt: Geistliche, Aristokraten, gehobenes Bürgertum und Unternehmer mit ihren oft früh verblichenen Ehefrauen und Kindern.
Die Entstehung dieser historischen Aufarbeitung der Grabmäler bei St. Nikolaus in Meran ist durchaus kurios. Als Wahl-Meraner bzw. Wahl-Südtiroler begann ich schon vor über einem Jahrzehnt, die verschiedenen Kulturgüter Südtirols zu fotografieren, zudem erstellte ich über die Jahre Artikel inklusive Fotodokumentation zu diesen Kulturgütern für die Online-Enzyklopädie Wikipedia. Die Grabmäler rund um die Meraner Pfarrkirche waren für mich daher von besonderem Interesse, und so machte ich mich auf die Suche nach einer umfassenden Monographie zu diesen steinernen Zeugen aus der Vergangenheit. Jedoch musste ich bald schon feststellen, dass es eine solche nicht gab. Alle Nachforschungen in den Archiven der Stadt blieben ohne Erfolg. Auf meine Nachfrage im Antiquariat der Buchhandlung Alte Mühle wurde mir schmunzelnd mitgeteilt, dass dieses historische Kapitel noch auf seine Aufarbeitung warte. Mit den Worten: „Das musst du schon selber machen, ist ja alles da“, wurde mir nahgelegt, dieses Kapitel selbst zu erforschen. Und so machte ich mich an die Arbeit.
Die nun vorliegende Dokumentation ist das Ergebnis meiner Recherchen, sie ist aber zugleich der Auftakt zu einer Reihe von Meranensien unter dem Titel „Kleinode Merans“, mit denen der Heimatschutzverein Meran den Bürgerinnen und Bürgern historische Schätze ihrer Stadt näherbringen möchte. Der Verein wurde 1908 gegründet und ist somit der älteste Heimatschutzverein Tirols, der sich bis heute mit großem Einsatz für das kulturelle Erbe unserer Stadt einsetzt.
Meraner Lebensgeschichten im Lauf der Jahrhunderte
Bei meiner Literaturrecherche stieß ich auf aufschlussreiche Quellen, wie Beda Webers Werk „Meran und seine Umgebung“ von 1845, in welchem er die Gräber einiger Meraner Bürger und Bürgerinnen beschreibt. Ebenso wichtig waren die Forschungen des Heimatforschers Alois Menghin – auch er ein Wahl-Meraner –, der Anfang des 20. Jahrhunderts umfassende Informationen über die Grabmäler, etwa der Freifrauen von Wolkenstein, zusammentrug.
1931 dokumentierte Bruno Pokorny im „Schlern“ die damals noch vorhandenen Grabmäler. Einige der damals beschriebenen Grabsteine sind heute nicht mehr vorhanden, deren Verbleib konnte nicht geklärt werden.