„Geht es Ihnen heute besser als vor vier Jahren?“ „Nein, schlechter!“
Im Herbst 2024 von Georg Schedereit
So beantworteten 52 % der Befragten das, was die Meinungsforschung vor der US-Präsidentschafts- und Parlamentswahl vom 5. November wissen wollte. 39 % hingegen fanden, es gehe ihnen besser; diese starke Minderheit erfreute sich unter anderem an der explosiven Aufwertung ihrer Immobilien und ihrer Aktien.
Wirtschaftliches sei „extrem wichtig“, sagten 46 %. So viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Zwar sinken Inflationsrate und Zinsniveau seit einiger Zeit, letzthin auch die Arbeitslosigkeit. Aber die vorangegangenen Preissteigerungen und andere Verunsicherungen wie Corona wirken lange nach.
62 % der von Gallup Befragten sind persönlich pessimistischer geworden. Und gut 50 % der Wahlberechtigten glaubten, einen Donald Trump zum Präsidenten wählen zu müssen, damit es mit ihnen und mit den USA wieder aufwärtsgehe.
Der zweite Grund für den republikanischen Wahlsieg ist die Angst vor der illegalen Einwanderung. Ähnlich wie in Europa. Aber anders als bei uns, kommen die Zuwanderer in die USA heutzutage vor allem aus Mittel- und Südamerika, also aus vorwiegend christlich, nicht „exotisch“ geprägten Kulturen.
Der anderen knappen Hälfte der Wählerschaft, die Kamala Harris und die Demokratische Partei gewählt haben, lagen auch andere Themen am Herzen, die uns in Europa ebenso unverzichtbar vorkommen: Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Respekt vor Justiz und parlamentarischer Demokratie (statt vor Diktatoren und Autokraten), öffentliches Gesundheitssystem und Soziales, Chancengleicheit für alle, Selbstbestimmung der Frauen (auch in punkto Abtreibung).
Den Trump-Fans scheinen diese zentralen Werte des freien Westens gleichgültig geworden zu sein. Auch Bündnis- und Vertragstreue sowie Handschlagsqualität zählen nicht mehr, ganz zu schweigen von Wahrhaftigkeit und Fairness in der politischen Kommunikation.