Hat Gott Humor?
Im Frühling 2025 von Georg Schedereit
Guten Morgen! Hat Gott Humor?
Gott m u s s doch Humor haben. Zum Beispiel, wenn er uns frühmorgens nach dem Aufstehen vor dem Spiegel über die Schulter schaut, noch mit Schlaf in den Augen und wirrem Haar. Wir sollen sein Ebenbild sein? Da lachen ja die Hühner! Geschweige denn Gott selbst, der die Menschen laut Genesis 1:27 als sein Ebenbild geschaffen hat „als Mann und Frau“. Da muss das Göttliche doch Humor haben! Erst recht, wenn sie sieht, was das Mensch mit ihrer Schöpfung anrichtet. Und wenn Gott schon den Humor erfunden und uns geschenkt hat, dann wird er oder sie ihn wohl auch selber haben, oder? Einerseits. Andererseits: Das Wort „Lachen“ kommt in der gesamten Bibel nur ein gutes Dutzendmal vor.
Zum Beispiel lachen Sara und Abraham, als sie in ihrem biblischen Alter noch Nachwuchs bekommen. Sie nennen ihn Isaak. Das bedeutet: Er wird lachen. Oder: Gott möge lachen. Aber sonst lacht unser biblischer Gott nur ganz selten. Am ehesten ver-lacht er jene, die sich selbst für die Herrscher der Welt halten; da klingt er sogar ein bisschen höhnisch, wenn es gegen seine Feinde geht. Er wirkt eher streng, der alte Gott der Juden, der Christen und auch der Moslems. Streng im Vergleich zum ewig lächelnden, dicken Buddha, zum fröhlichen Krishna der Hindus, aber auch zur bunten Götterwelt der alten Griechen. Die griechischen Götter lachten ein unermessliches, ein unauslöschliches homerisches Gelächter.
Am lautesten lachten sie über jemanden, der oder die sich stärker, schöner und schlauer vorkam als die anderen – und dann gedemütigt wurde in der eitlen Selbstüberschätzung. Diese Götter lebten in Streit und Lust und Leid und Neid und standen doch hoch über den irdischen Dingen und Mühen. Hoch droben auf dem Olymp, da war man unter sich in göttlicher Komödie, konnte sich dumm stellen und dann als umso stärker entpuppen – übereinander lachen und über sich selbst. Und das ist das Göttlichste am Humor.