Der Jahreswechsel anders gefeiert
Im Winter 2024 von Dr. Luis Fuchs
Zum Jahreswechsel wünschen uns manche Zeitgenossen einen „guten Rutsch“. Wir können uns im Grunde keinen Reim auf diese Wunschformel machen, denn wem soll es Spaß bereiten, zu Silvester einen Rutsch zu riskieren, zudem vielleicht auch noch auf Glatteis. Wenn schon lassen wir im Kreis unserer Lieben zum „Prosit Neujahr“ die Sektkorken knallen und beschenken uns mit Hufeisen, Vierklee und Schornsteinfeger aus Marzipan.
Der „gute Rutsch“ ist nun zu Silvester nicht wörtlich zu verstehen, denn laut Sprachexperten ist der Ausdruck auf das hebräische „rosch“ mit der Bedeutung von „Anfang“ zurückzuführen. Das Wort ist auch im jüdischen Neujahrsfest „Rosch ha-Schana“ (Anfang des Jahres) enthalten. Allerdings fällt dieser Jahresbeginn in den Herbst, da das Judentum den Jahresablauf vollkommen nach dem Mondkalender regelt, den Moses, wie es heißt, vor dem Auszug aus Ägypten eingerichtet hat.
Der Jahresbeginn wird in anderen Ländern nach unterschiedlichen Ritualen gefeiert. In Spanien verlagert sich nach einem gemeinsamen üppigen Essen mit der Familie die Fiesta auf die Straße. Um Mitternacht wird dann zu jedem Glockenschlag eine Weintraube gegessen, um Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen. Die Glockenschläge der Rathausuhr in Madrid geben den Takt hierzu: Sind beim 12. Glockenschlag noch nicht alle Trauben verspeist, droht Unglück im neuen Jahr.
Bei den Griechen erwacht zum neuen Jahr die große Spielsucht. Zu Hause oder im Casino, bei Karten- oder Würfelspielen, werden in Griechenland im neuen Jahr mehrere Millionen verspielt. Wer gewinnt, soll dann das ganze Jahr Glück haben. Wer verliert, darf wenigstens auf Glück in der Liebe hoffen.
Lange Feiern mit viel Whisky sind bei den Schotten zu Neujahr angesagt. Um Mitternacht stoßen sie gemeinsam an und singen das altkeltische Lied „Auld Lang Syne“ („Längst vergangene Zeit“). Eine besondere schottische Tradition ist das „first footing“, bei dem ein guter Freund oder Nachbar als Erster im neuen Jahr über die hauseigene Türschwelle tritt. Je schneller diese den ersten Schritt des neuen Jahres in die Wohnung setzen, desto mehr Glück bringt es mit sich.