Endlos lange Reden sind nicht der Rede wert
Im Frühling 2025 von Dr. Luis Fuchs
Die längste Rede in der Geschichte des US-Senats hat letzthin der demokratische Senator Cory Booker gehalten. Er sprach 25 Stunden und 4 Minuten ohne Pause. Der neue Rekordhalter im Dauerreden wollte mit der Mammutansprache gegen die Politik des unberechenbaren gelbhaarigen Präsidenten Trump protestieren und auch bezeugen, dass die Demokraten in Washington noch eine Rolle spielen. Nach den Regeln des Parlaments darf ein Senator so lange reden, wie er will. Er muss jedoch durchgehend stehen, darf zwar Wasser trinken, aber nichts essen und keine Toilettenpause einlegen. Um den sensationellen Marathon durchzustehen, habe er vorher tagelang gefastet und aufgehört, Wasser zu trinken, erklärte der Senator den US-Medien. Mit dieser außergewöhnlich langen Redezeit hat Booker zwar Rekorde gebrochen, doch in der Welt nicht im Geringsten etwas verändert.
Im Laufe der Geschichte wurden nicht wenige Reden gehalten, welche die Welt verbesserten. Eine Viertelmillion Menschen versammelten sich am 28. August 1963 vor dem Denkmal „Lincoln Memorial“, um gleiche Rechte für alle Amerikaner einzufordern. Hier trug Martin Luther King Jr. eine Rede vor, die als eine der bedeutendsten Reden in der amerikanischen Geschichte gilt. Der Bürgerrechtler entwarf seine Vision einer Gesellschaft ohne Rassismus. Zitiert wird daraus zumeist der Schlüsselsatz: „Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.“ Nach einem knappen Jahr wurde der „Civil Rights Act“, ein Bürgerrechtsgesetz, verabschiedet, das unter anderem verbietet, Bürgerinnen und Bürger wegen ihrer Hautfarbe zu diskriminieren.
Barack Obama wurde 2008 zum Präsidenten der USA gewählt. „Yes We Can“ lautete sein Wahlkampf-Slogan. Auf die Frage, ob und wie man die großen weltpolitischen Probleme lösen könne, antwortete er immer wieder mit „Yes We Can.“ Damit gelang es ihm, die Nation zu inspirieren und Hoffnung zu verbreiten. „Wir schaffen das“, verkündete Angela Merkel bei einer Pressekonferenz im August 2015. Diese drei Worte sprach sie im Hinblick auf die Flüchtlingskrise in Deutschland. Der Satz gilt als Kern-Slogan der „neuen Willkommenskultur“; er ist uns mit der Kanzlerschaft Merkels in Erinnerung geblieben.
Im Jahr 1957 rief die Südtiroler Volkspartei unter dem neuen Obmann Silvius Magnago zu einer Großkundgebung auf Schloss Sigmundskron auf. Ganze 35.000 Südtiroler sind gekommen, um gegen die Nichterfüllung des Pariser Vertrages zu protestieren. Mit der markant formulierten Forderung „Los von Trient“ leitete Magnago eine neue Phase im Kampf um die Autonomie ein. Die im „Paket“ zusammengefassten Maßnahmen traten dann als „Neues Autonomiestatut“ 1972 in Kraft.