Lachen, ein Kitzeln des Geistes
Im Frühling 2025 von Georg Schedereit
Lachen wurzelt immer in etwas Unerwartetem. Das macht überschüssige Nervenenergie in uns frei. So viel davon, dass sie sich physisch entlädt, eine Reihe von Muskeln durchschüttelt: so unkontrollierbar wie beim Niesen oder beim Schüttelfrost - nur lustiger.“ Das schreibt Herbert Spencer 1870.
Bald darauf Charles Darwin: „Der Gegenstand ist äußerst compliciert: eine Art Kitzeln des Geistes, dem Kitzeln des Körpers merkwürdig analog; Affen stoßen gleichfalls einen wiederholten Laut aus, der unserem Lachen entspricht, wenn sie gekitzelt werden; die Unterkinnlade auf und nieder, wie es auch bei einigen Arten von Pavianen der Fall ist, wenn sie viel Vergnügen empfinden.“
Der berühmte Evolutionstheoretiker sieht im Lachen also auch Animalisches, jedenfalls vor allem Körperliches: „Unter der
Erregung der Freude wird der Mund ausschließlich durch die großen Jochbeinmuskeln beeinflusst, welche dazu dienen, die Mundwinkel rück- und aufwärts zu ziehen. Nach der Art und Weise zu urteilen, in welcher die oberen Zähne exponiert werden, kann ich nicht daran zweifeln, dass einige der zur Oberlippe laufenden Muskeln gleichfalls in mäßige Tätigkeit versetzt werden ... Die unteren und oberen Kreismuskeln des Auges werden zu derselben Zeit mehr oder weniger contrahirt.“
Aber ist so eine Sichtweise nicht zu sehr aufs Mechanische beschränkt? Für einen Literaten wie Jean Paul auf jeden Fall: „Die Lust am geistigen Lachen aus körperlichem erklären, hieße das süße elegische Weinen allein aus dem Reize der Augen-Ausleerung quellen zu lassen.“