Wir sind zuversichtlich, dass wir wieder einen Direktverkauf anbieten können
Im Winter 2025 von Eva Pföstl
MS: Seit Ende April 2024 sind Sie der neue Obmann des Milchhofs Meran. Was bedeutet es für Sie, einer Genossenschaft vorzustehen?
Th. Egger: Es ist mir eine große Ehre, diese Verantwortung zu übernehmen. In einer Genossenschaft geht es vor allem darum, die Interessen der Mitglieder zu vertreten und deren Zukunft zu sichern. Als Obmann bedeutet das für mich, Verantwortung für 530 Bauernfamilien zu tragen, damit sie für ihre harte Arbeit auf den Bergbauernhöfen eine faire Vergütung erhalten. Gleichzeitig ist es wichtig, gemeinsam mit einem engagierten Team und dem Verwaltungsrat Entscheidungen zu treffen, die dazu beitragen, ein hochwertiges und nachhaltiges Lebensmittel zu produzieren und dies auch langfristig sicherzustellen.
MS: Wo steht der Milchhof Meran heute?
Th. Egger: Der Milchhof Meran ist derzeit gut aufgestellt. In den 70 Jahren seiner Geschichte gab es jedoch auch herausfordernde Zeiten. In den letzten Jahren haben wir durch kontinuierliche Qualitätssteigerung unserer Produkte bessere Erlöse erzielt, was wiederum zu höheren Auszahlungspreisen an unsere Mitglieder führte. Diese positive Entwicklung hat dazu beigetragen, den Rückgang der Anlieferungsmengen etwas abzufedern.
MS: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für den Betrieb?
Th. Egger: Herausforderungen gehören zum Tagesgeschäft, vor allem bei einem Betrieb wie dem Milchhof Meran.
Zwei zentrale Aspekte möchte ich hervorheben:
1. Die Anforderungen an die Produktion hochwertiger Lebensmittel sind enorm. Der Markt entwickelt sich ständig weiter, und auch das regulatorische Umfeld wird zunehmend komplexer. Es beginnt bereits bei der Milchproduktion auf den Höfen, die höchsten Qualitätsstandards genügen muss. Diese Milch veredeln wir dann zu geschmackvollen Produkten wie Joghurt. Doch guter Geschmack allein reicht nicht, um mit den aktuellen Ernährungstrends Schritt zu halten. Wir müssen stets vorausdenken und investieren daher kontinuierlich in Produktentwicklung. Dies gelingt uns nur dank eines hochmotivierten und qualifizierten Teams, das wir gezielt fördern und im Betrieb halten möchten.
2. Eine bedeutende Herausforderung besteht darin, die Milchproduktion auf den teils schwer zugänglichen Bergbauernhöfen aufrechtzuerhalten. Der hohe Arbeitsaufwand in Verbindung mit den aktuellen Kosten und Erlösen stellt für die nachfolgenden Generationen eine weitere Komplexität dar. Auch das Tierwohl spielt eine wichtige Rolle, was Anpassungen in der Haltungsform und somit auch in Investitionen erforderlich macht.
MS: Wie soll sich der Milchhof Meran künftig weiterentwickeln?
Th. Egger: Es wird sehr viel in die Zukunft des Milchhofs Meran investiert, denn es ist uns Bauern aus der Umgebung von Meran wichtig, diesen Betrieb zukunftsfähig zu halten. Wir setzen viel daran, die Qualität unserer Milchprodukte weiter steigern zu können. Quantitative Steigerungen werden nur in geringem Maße möglich sein. Wir sind dabei, ein neues Verwaltungsgebäude zu planen und in absehbarer Zukunft zu realisieren. Das soll vor allem eine Verbesserung der Arbeitsplätze mit sich bringen, aber es soll auch für ein attraktiveres Erscheinungsbild sorgen. Durch diese Maßnahme bekommen wir dann auch mehr Spielraum für die qualitative Erweiterung der Produktionsanlagen.
MS: Seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es immer weniger Milchproduzenten. Wie zukunftsfähig ist die Milchwirtschaft in Südtirol überhaupt?
Th. Egger: Die Milchwirtschaft in Südtirol steht vor Herausforderungen, aber sie hat auch viele Stärken, die ihre Zukunftsfähigkeit sichern können. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Zahl der Milchproduzenten zwar abgenommen, doch die verbleibenden Betriebe haben sich zunehmend spezialisiert und modernisiert. Die Milchproduktion in Südtirol erfolgt überwiegend auf Höhenlagen über 1.000 Meter, wo andere landwirtschaftliche Erzeugnisse kaum gedeihen. Diese geografische Besonderheit verleiht der Südtiroler Milch einen einzigartigen Charakter und eine hohe Qualität.
Ein weiterer Vorteil ist die handwerkliche Produktion auf kleinen Betrieben, die sich deutlich von der industriellen Produktion in anderen Regionen unterscheidet. Diese handwerkliche Herangehensweise sorgt für eine höhere Wertschöpfung und bessere Auszahlungspreise für die Bauern. Zudem gibt es in Südtirol eine starke Tradition und ein großes Engagement für nachhaltige Landwirtschaft, was die Region für Verbraucher besonders attraktiv macht.